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16. April 2018
ORF2 THEMA “Sterbehilfe in Österreich”
Heute Abend strahlt der ORF einen Beitrag zu diesem heiklen Thema aus (Link zur Presseaussendung).
Dass hat mich veranlasst, heute früh einen Offenen Brief an die Redaktion zu schicken.

Offener Brief

Sehr geehrter Herr Feurstein, sehr geehrte Frau Puschl-Schliefnig, sehr geehrtes ORF-THEMA-Team!

Laut OTS-Aussendung werden Sie heute Ihren Beitrag über “Sterbehilfe in Österreich” senden.

Damit greifen Sie ein ethisch-heikles und persönlich-emotionsgeladenes Thema auf. Denn die Vergänglichkeit, das Sterben und der Tod betrifft jeden von uns. Gerade hier ist es wichtig, möglichst alle Aspekte der Thematik – ausgewogen – zu vermitteln. Der Umgang mit diesem Thema bedarf einer besonderen Verantwortung.
Mein Name ist Marianne Karner. Mein Schwerpunkt sind Themen der medizinischen Ethik, insbesondere der sog. “Sterbehilfe”/ärztlich-assist. Suizid”. Auf dem Hintergrund meiner Ausbildung (Studium), meiner Berufserfahrung (Behindertenbereich) und meines behindertenpolitischen Engagements (Emanzipatorische Behindertenbewegung) erlaube ich mir noch vor der Ausstrahlung Ihres Beitrages folgende mir sehr wichtig erscheinende Anmerkungen:

  1. Bei der “Sterbehilfe”-Diskussion muss auch der Zusammenhang mit der menschenverachtenden NS-Ideologie (“wertes/unwertes Leben”, “der Neue Mensch”) und die Euthanasie-Verbrechen des NS-Regimes reflektiert werden (etwa 230.000 Morde, 70.000 davon an behinderten und psychisch kranken Menschen).
  2. “Sterbehilfe” ist nicht nur vom juristischem und/oder medizinischem Standpunkt aus zu beurteilen, sondern bedarf auch der Berücksichtigung von Erkenntnissen anderer wissenschaftlicher Disziplinen, von journalistischen Recherchen (z.B. Aufarbeitung der jahrzehntelangen Diskussion und ausufernden Praxis in den Niederlanden) und von weiteren Expert*innen.
  3. Der Hype um “Selbstbestimmung” ist kritisch zu hinterfragen. Patientenverfügungen & Co mögen zum Teil sinnvoll sein. Sie könnten aber auch als Instrumentarien für z.B. ökonomische Zielsetzungen eingesetzt werden. Die in den Niederlanden entgleiste Praxis zeigt weiters, dass die Anzahl von “Sterbehilfe” an nicht-einwilligungsfähigen Menschen vorkommt und sogar zunimmt. Ist es “Selbstbestimmung”, wenn alte, kranke Eltern, ihren Kindern “nicht zur Last fallen” wollen und sich selbst töten oder Suizidbehilfe in Anspruch nehmen?
  4. Mir erscheint der öffentliche Ruf nach “Sterbehilfe” bzw. “Selbstbestimmten Sterben” ein Stück weit auch als pervertierter Auswuchs unserer neoliberalen, menschlich-kalten und konsumorientierten Leistungsgesellschaft. Als wünsche man sich eine Art der “Versicherung”, die das eigene Sterben nach fixer Vorstellung regelt. Wir reden hier von möglichen, aber immer noch theoretischen Zukunftsszenarien. Doch meist kommt es dann ohnehin anders. Oder: Vielleicht ändert man im Falle einer schweren, lebensbedrohenden Krankheit, seine Meinung und schätzt das Leben, das einem noch verbleibt.
  5. Es gibt eine Bevölkerungsgruppe, die von diesen theoretischen Überlegungen und der Diskussion jetzt schon be-troffen ist: alte, chronisch-kranke und behinderte Menschen. Menschen, die nicht in die Kategorie “jung/schön/erfolgreich” passen. Ihnen wird sehr oft der Lebenswert abgesprochen. Auf vielfältige Art und Weise. Das zeigt z.B. ein Blick in die Prüfberichte der “Volksanwaltschaft” (Diskriminierungen und Menschenrechtsverletzungen in sog. “Totalen Institutionen”) oder Redewendungen “ein Leben mit … würde ich mir nicht geben”.
  6. Es gibt kein unwürdiges Leben. Was es gibt, sind unwürdige Umständen, und die könnte ein reiches Land wie Österreich, die könnten wir gemeinsam verändern. Was wirklich ansteht, ist der Ausbau der mobilen Assistenz- und Betreuungsangebote sowie der Hospizund Palliativversorgung. Mehr Ressourcen für die Schmerzmedizin. Psycho-soziale Beratungsstellen und Angebote. Und selbstverständlich die rasche und vollständige Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (Menschenrechte).
  7. Als selbst chronisch kranker und behinderter Mensch möchte ich schließlich unterstreichen: Jedes Leben hat (den gleichen) Lebenswert. Auch wenn nicht oder nicht mehr “Leistungsträger”. Ich will in einer offen-pluralistischen, inklusiven, bunten und solidarischen Gesellschaft – selbstbestimmt – LEBEN. Das Leben ist eine Herausforderung. Das Leben ist schön. Das Leben ist kurz. Und welche Weltanschauung man auch hat: das Leben ist kostbar. Die Geburt ist ein Prozess. Das Leben ist ein Prozess. Und das Sterben ist ein Prozess, bei dem ich nicht “auf einen Knopf drücke”, sondern hoffentlich auch bei dieser letzten großen Veränderung reife.

28. November 2017
In Graz gibt es das erste Hospiz für obdachlose Menschen (Vinzi-Dorf) im deutschen Sprachraum.
Auch wenn Kritik an der katholischen Kirche/Einrichtungen bei anderen Themen m.E. durchaus angebracht ist, so sind sie andererseits z.B. im Hospiz- und Palliativbereich ein wichtiger Partner und wie man sieht auch Vorreiter! Sie sehen den Bedarf und entwickeln ein Angebot, wo Stadt- und Landesregierungen bewusst wegschauen.
https://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/sterbehilfe_begleitung/article/948197/graz-erstes-hospiz-obdachlose.html

20. November 2017
Wird es ein UN-Recht auf Abtreibung und STERBEHILFE geben?
UN Menschenrechtskommission überarbeitet derzeit Art 6 des ICCPR. “Every human being has the inherent right to life.”
Nun neues Element der “selbstbestimmten Lebensführung”. Schließe das Recht ein, mit ärztlicher Unterstützung sein Leben zu beenden.
„Sollte dieser Entwurf angenommen werden, bedeutet diese Auslegung eine vollkommene Verkehrung der ursprünglichen Intention des Rechts auf Leben und steht in diametralen Unterschied zur österreichischen Rechtsordnung.“, erklärt Dr. Stephanie Merckens vom Institut für Ehe und Familie (IEF).
http://www.ief.at/un-menschrechtskommission-moechte-recht-auf-leben-umdefinieren/

13. Oktober 2016
Niederlande plant aktive Sterbehilfe auch für alte Menschen.
Die “Zeit” berichtet:
“Man könne auch ‘unerträglich und aussichtslos’ leiden ohne eine schwere Krankheit zu haben, argumentieren Justizminister Ard van der Steur und Gesundheitsministerin Edith Schippers in einem gemeinsamen Schreiben an das Parlament.”
http://www.zeit.de/politik/deutschland/2016-10/niederlande-sterbehilfe-ohne-krankheit-alter-den-haag

Die Entwicklung der aktiven Sterbehilfe in den Niederlanden ist m.E. der beste Beweis für das “slippery-slope-Argument”.
Man kann nur hoffen, dass die Regelungen in diesem Land als klare Abschreckung und nicht etwa als erstrebenswertes Vorbild dienen.
Das Vorhaben soll in den Niederlanden öffentlich diskutiert werden.
Aber was heißt eigentlich “unerträglich und aussichtslos”?
Sind es dann wirklich die persönlichen Kriterien eines “lebenssatten” Menschen? Oder aber die Kriterien, die uns unsere fortschrittliche Gesellschaft aufdoktriniert?

6. Oktober 2016
Start des Kinofilms “Nebel im August” zum Thema “NS-Euthanasie”
Ich hatte die Möglichkeit, den Film im Rahmen der Österreich-Premiere vorab zu sehen.
Für BIZEPS habe ich eine Filmkritik und -würdigung geschrieben:
https://www.bizeps.or.at/nebel-im-august-eine-filmkritik/
Kurzfazit: Ein empfehlenswerter Film zu einem sehr ernsten Thema.

3. Oktober 2016
Vorschau: Österreichisches Parlament “Entkriminalisierung von assistiertem Suizid”.
Der Ausschuss für Petitionen und Bürgerinitiativen behandelt am 6. Oktober 2016 unter TOP 7 wiederum das Thema: “Prüfung der Möglichkeit und Konsequenzen der Entkriminalisierung von assistiertem Suizid”.
Die Stellungnahmen vom Bundesministerium für Justiz und vom Bundesministerium für Gesundheit und Frauen sind eingelangt und können auf der Parlamentshomepage (s.u.) nachgelesen werden.
https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXV/PET/PET_00073/index.shtml
https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXV/A-PB/A-PB_00001_00373/index.shtml#S_013_06102016

1. Oktober 2016
andersartig gedenken on stage
Schul- und Amateurtheater-Wettbewerb
Theaterprojekte zu Biographien der Opfer der NS-“Euthanasie”
Heute abend findet die Preisverleihung in Berlin statt.
http://www.andersartig-gedenken.de

Information auch auf Kobinet:
http://www.kobinet-nachrichten.org/de/1/nachrichten/34541/Preisverleihung-f%C3%BCr-Theaterwettbewerb-zu-Euthanasie-Opfern.htm/?search=euthanasie

22. September 2016
Vereinsgründungsverbot für „Letzte Hilfe“ landet vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte
Im März 2016 hat der Österreichische Verfassungsgerichtshof das Verbot der Vereinsgründung von „Letzte Hilfe – Verein für selbstbestimmtes Sterben“ bestätigt. Der Beschwerdeführer, Eytan Reif (“Initiative Religion ist Privatsache”) hat nun Beschwerde beim Europäischen Gerichtshof erhoben. Für seine Begründung zieht er heran: Art. 11 der Europäischen Menschenrechtskonvention (Vereinigungsfreiheit); Art 8 EMRK (Verletzung des Rechts auf Privatleben) und das “undifferenzierte” strafrechtliche Verbot der „Mitwirkung am Selbstmord“ (§78 StGB).
http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20160922_OTS0051/sterbehilfe-vereinsgruendungsverbot-fuer-letzte-hilfe-landet-vor-dem-europaeischen-gerichtshof-fuer-menschenrechte

22. September 2016
Buchtipp: “Geerbtes Schweigen: Die Folgen der NS-“Euthanasie” von Bernhard Gitschtaler
https://www.amazon.de/Geerbtes-Schweigen-Die-Folgen-Euthanasie/dp/370131246X/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1474702825&sr=8-1&keywords=Geerbtes+Schweigen

10. September 2016
Heute ist offizieller Welttag für Suizidprävention.
In Österreich haben sich laut Statistik Austria im Jahr 2015 insgesamt 1.251 Menschen selbst getötet.
Das sind 1.251 Menschen zuviel.

Was mir wieder einmal sauer aufstösst, ist die OTS Meldung von Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser, und zwar genauer gesagt folgende Aussage:
„Wir müssen die Suizidprävention bei Kindern und Jugendlichen vorantreiben“
http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20160908_OTS0085/oberhauser-suizidpraevention-bei-kindern-und-jugendlichen-vorantreiben

Natürlich finde ich wie jeder andere Bürger, dass hier dringender Handlungsbedarf besteht.
Natürlich sollen gefährdete Kinder und Jugendliche bestmögliche Information, Unterstützung und Therapie bekommen.
Davon gehe ich als Bürger grundsätzlich aus. Das sollte für einen Staat wie Österreich eigentlich selbstverständlich sein.
Aber die Formulierung “bei Kindern und Jugendlichen” ist mittlerweile zur beliebten Floskel geworden.
Egal um welchen Bereich es geht (Forschung, Therapien, Hospiz- und Palliativversorgung usw.), die Floskel bewährt sich blendend, um etwaige Kritiker mundtot zu machen.
Aber: Jede Generation, jedes Alter muss in einer Gesellschaft Platz haben und ist ein wertvoller Bestandteil.
Jede Generation, auch hochbetagte Menschen leisten ihren Beitrag in einer solidarischen Gesellschaft.
Damit meine ich weniger die finanziellen Aspekte, sondern z.B. die Erfahrung, die ein alter, kranker und/oder behinderter Mensch in die Gesellschaft einbringen kann.
Eine gute Versorgung bzw. Unterstützung für diese Menschen muss ebenfalls berücksichtigt werden.
Wollen wir denn in Zukunft diese Menschen opfern? Für ein neoliberales kapitalistische Wirtschaftssystem, dass uns eiskalt immer mehr Einsparungen vorschreibt?
Suizidprävention im Alter ist ebenfalls ein sehr wichtiges und zahlenmäßig relevantes Thema!
Die Gesellschaft braucht eine Werte-Schulung bzw. -Bewusstmachung. Gesellschaft sind wir alle von 0 bis 120 Jahre.
Werden alte, kranke und behinderte Menschen weiterhin stigmatisiert, zu einem “Horrorszenario” für die “Gesunden, Reichen und Schönen”, dann wird das System einmal kippen und dann haben wir Zustände wie in der Schweiz, wo assistierter Suizid schon längst nicht mehr eine Ausnahme ist, sondern als Wahlmöglichkeit gesehen wird.

Ob gläubig, Atheist, Agnostiker oder was auch immer, REDEN kann helfen:

TELEFONSEELSORGE – NOTRUF 142
VERTRAULICH  I KOSTENLOS I RUND UM DIE UHR

5. September 2016
Sterben mit Swag

Dmitrij Panov schreibt einen Blog über seine schwere Erkrankung und über seinen wahrscheinlich bald bevorstehenden Tod.
Er zeigt einen ganz eigenen Humor im Umgang mit seiner Krankheit …

http://sterbenmitswag.blogspot.co.at/
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/blogger-schreibt-auf-sterben-mit-swag-ueber-den-tod-a-1106956.html
http://www.vice.com/de/read/dmitrij-25-stirbt-und-laesst-alle-auf-seinem-blog-dabei-zusehen

25. August 2016
Österreich: Kurze ausweichende Stellungnahme des Bundesministeriums für Frauen und Gesundheit zur Petition “Entkriminalisierung des assistierten Suizids” (Parlament)

Dazu folgende Bemerkungen:
1. Von konkreten Erweiterungen oder Verbesserungen im Hospiz- und Palliativbereich merkt man noch nicht viel.
2. Spannend wird es sicher im Herbst, wenn der Entwurf zum neuen Patientenverfügung-Gesetz in die Begutachtung kommt. Dann heißt es, genau hinschauen.
3. Derzeit sind die Themen Sterbehilfe & co für Medien und Gesellschaft nicht wirklich relevant. Es ist (noch) Sommer. Für Verunsicherung sorgen vielmehr Badebekleidung (“Burkini”) und Vorratssicherung (“Wien soll sich mit Zwieback eindecken”). Das wird sich mit Oktober und November sicherlich ändern, denn da haben Sterbehilfe und assistierter Suizid in den Medien wieder Hochsaison. Wetten?!

https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXV/SPET/SPET_00113/imfname_555496.pdf

20. August 2016
Österreich: Ablehnende Stellungnahme des Justizministeriums zur Petition “Entkriminalisierung des assistierten Suizids” (Parlament)

Erleichterndes Aufatmen!
Dennoch: Die Stellungnahme des Sozialministeriums ist noch ausständig.

Und folgender Satz aus der Stellungnahme des Justizministeriums mahnt zur weiteren Beobachtung:
“dass mit dem aktuell in Begutachtung befindlichen 2. Erwachsenenschutzgesetz unter anderem die Vorsorgevollmacht weiter entwickelt werden soll. Die rechtlichen Rahmenbedingungen der Patientenverfügung werden aktuell federführend durch das Bundesministerium für Gesundheit und Frauen unter Einbindung des Bundesministeriums für Justiz überarbeitet.”

https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXV/SPET/SPET_00112/imfname_554589.pdf

9. August 2016
“uebersleben.net” ab sofort auch auf Twitter


7. August 2016
Paralympics meets Sterbehilfe

Die Belgierin und ehemalige Paralympics-Siegerin Marieke Vervoort nimmt auch heuer wieder bei den aktuellen Spielen in Rio de Janeiro (7. bis 18. September) teil. Internationale Schlagzeilen machte sie mit der Ankündigung, dass sie nach Rio ihre sportliche Karriere beenden möchte und ernstlich Überlegungen anstellen will, in ihrer Heimat in Belgien aktive Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen. Marieke Vervoort hat eine degenerative, fortschreitende Erkrankung, die mit starken Schmerzen verbunden ist.
Siehe: http://www.eurosport.de/paralympics/paralympics-siegerin-marieke-vervoort-erwagt-sterbehilfe_sto5708748/story.shtml

30. Juni 2016
Österreich: Parlament diskutiert über assistierten Suizid.

Die NEOS haben im Petitionsausschuss einen tragischen Einzelfall aufgegriffen und so wurde das Thema “Sterbehilfe” wieder generell aufgeworfen. Es geht dabei vor allem um die sogenannte “Entkriminalisierung von assistiertem Suizid”. In Österreich ist ja laut § 78 StGB die Mitwirkung beim Selbstmord verboten. Die Bioethikkommission des Bundeskanzlers hat sich bereits in der Vergangenheit für diesen Schritt in Ausnahmefällen ausgesprochen. Fast alle Parteien zeigten sich in diesem Ausschuss dem Vorhaben gegenüber positiv, offen bzw. gesprächsbereit. Fazit: Einstimmig wurde beschlossen, dass Stellungnahmen aus dem Justiz- und dem Gesundheitsministeriums eingeholt werden sollen.
Siehe: https://www.parlament.gv.at/PAKT/PR/JAHR_2016/PK0780/

2014 und 2015

Ich habe im Rahmen meiner ehrenamtlichen Tätigkeit bei BIZEPS an den öffentlichen Sitzungen der Österreichischen Parlamentarischen Enquete-Kommission zum Thema “Würde am Ende des Lebens” teilgenommen, Artikel verfasst und Kontakte geknüpft.

Dieser Prozess spiegelt sich in den Artikeln (siehe MEINE PUBLIKATIONEN) wieder und kann dort nachgelesen werden.

International, aber auch national gingen die Diskussionen über dieses komplexe Thema weiter. Das ist auch mit ein Grund, dass ich meine Homepage www.uebersleben.net wieder aktiviert habe und nun laufend aktualisieren möchte.

 

21. Juli 2014

Newsletter von uebersleben.net bestellen!

Dem Österreichischen Parlament steht ein heißer Herbst 2014 bevor. In einer Enquete-Kommission wird über das Lebensende von Frau und Herrn Österreicher diskutiert werden.

Bestellen Sie deshalb schon jetzt meinen Newsletter. Dieser erscheint in unregelmäßigen Abständen, vorerst 1 x in zwei Wochen. Sie können sich jederzeit wieder vom Newsletter abmelden. Ihre Daten werden von mir an niemanden weitergegeben.

Bitte Mail an:email

 

20. Juli 2014

Großbritannien: House of Lords diskutierte Gesetz zur aktiven Sterbehilfe

Am 18. Juli 2014 beschäftigte sich das Oberhaus des britischen Parlaments (House of Lords) 10 Stunden lang, teilweise sehr emotional, mit einem Gesetzesentwurf zur aktiven Sterbehilfe.

Text: Martin Ladstätter. http://www.bizeps.or.at/news.php?nr=15089

 

2. Juli 2014

“Würde am Ende des Lebens”: Start der parlamentarischen ENQUETE-Kommission

Heute (2. Juli 2014) findet im Österreichischen Parlament eine Sitzung zur “Konstituierung” der ENQUETE-Kommission über Sterbehilfe statt.

Text: Mag. Marianne Karner. http://www.bizeps.or.at/news.php?nr=15038

 

26. Februar 2014

Argumentationshilfe FÜR das Leben:

Jeder Mensch hat das Recht, sein Leben zu beenden.

Dem kann ich grundsätzlich zwar nicht widersprechen. Doch in fast allen Fällen handelt es sich bei der Selbsttötung um die Zuspitzung einer Krise, eine Kurzschlusshandlung, eine psychische Ausnahmesituation. Es gibt vielfältige Hilfsangebote. Und sehr viele Menschen, die in einer Krise Selbsttötungsgedanken hatten, waren sehr froh, diese Krise überlebt bzw. überstanden zu haben. Das Leben eines jeden Menschen ist einzigartig, kostbar, wertvoll und unwiederbringlich.

Ich will mich von einer Kirche oder Religionsgemeinschaften nicht bevormunden lassen.

Für die Einsicht, dass das Leben einzigartig und etwas ganz Besonderes ist, brauche ich keine Kirche oder Religion. In der Sterbe“hilfe“diskussion werden Sterbe“hilfe“gegner automatisch mit der (vor allem katholischen) Kirche gleichgesetzt. Das ist falsch. Es muss mehr differenziert werden. Auch Atheisten und Agnostiker können gegen Sterbe“hilfe“ sein.

Bevor ich alt, krank und pflegebedürftig bin, mache ich lieber vorher Schluss.

Es ist menschlich sehr gut verständlich, vor einer schweren Erkrankung oder Pflegebedürftigkeit Angst zu haben. Vielleicht haben Sie im Verwandten- oder Bekanntenkreis einen Menschen in so einer Situation begleitet. Und: Alt, krank und pflegebedürftig zu sein, kann trotzdem Lebensqualität und Freude am Leben miteinschließen. Es sind vielmehr die Umstände, die wir fürchten. Umstände können jedoch verändert, verbessert werden. Und es gibt Alternativen: Hospiz-Wesen, Palliativmedizin, u.ä.

Wenn ich unerträgliche Schmerzen hätte oder unheilbar erkrankt wäre, wünsche ich mir Sterbehilfe.

In den meisten Fällen können heutzutage auch sehr starke Schmerzzustände von Palliativmedizinern auf ein erträgliches Maß reduziert und kontrolliert werden. Die Angst vor einer unheilbaren, eventuell lebensbedrohenden Erkrankung, ist allzu gut verständlich. Aber was die Zukunft für einen persönlich wirklich bringt, wissen wir nicht. Und außerdem sind sehr viele Patient_innen – trotz massiver Einschränkungen und den baldigen Tod vor Augen – froh, jeden Tag auch noch ein bisschen genießen zu können.

Ich habe immer selbstbestimmt gelebt und will nicht in einem Pflegeheim enden.

Nicht alle alten, kranken, schwer behinderten und/oder pflegebedürftigten Menschen leben in einem Pflegeheim. Im Gegenteil. Der Großteil wird zu Hause von Angehörigen gepflegt. Es gibt aber auch noch andere Alternativen: weiterhin zu Hause leben mit Persönlicher Assistenz, Leben mit anderen Unterstützungsangeboten, Leben in einer Wohngemeinschaft (z.B. „Demenz“-WG), Leben im Rahmen von Projekten (z.B. Mehr-Generationen-Haus, Kindergarten/Schule und Alten-WG im gleichen Haus). Die Bevölkerung wird zunehmend älter. Solche Alternativen sollten mehr ausgebaut und erweitert werden. Es geht um unser zukünftiges Leben. Und Selbstbestimmt-Leben lässt sich sehr wohl auch mit Behinderung und Pflegebedürftigkeit in Einklang bringen.

Umfragen zeigen doch, dass die große Mehrheit der Bevölkerung für Sterbehilfe ist.

Umfragen sind mit Vorsicht zu genießen. Man sollte kritisch hinterfragen: Wer hat diese Umfrage finanziert? Wie lautet die genaue Fragestellung, welche Antwortmöglichkeiten gab es? Welches Institut hat die Umfrage unter welchen Bedingungen durchgeführt? Es stellt sich oft heraus, dass die Befragten zu dem Thema eigentlich wenig Hintergrundwissen haben oder kaum Alternativmöglichkeiten kennen.

Wir leben im 21. Jahrhundert. Der moderne Mensch sollte die gesetzliche und praktische Möglichkeit haben, sich für Sterbehilfe entscheiden zu können.

Die bis heute nachwirkende Geschichte (Verbrechen und Gräuel des Nationalsozialismus) lehrt uns, wie schnell der Stein ins Rollen kommt und unkontrolliert schwerste Schäden anrichtet (Argument der „slippery slope“). Gerade angesichts des zunehmenden sozialen und ökonomischen Drucks darf aus dem „Recht“ auf den eigenen Tod auf gar keinen Fall die Pflicht, Sterbehilfe in Anspruch nehmen zu müssen, werden. Recht auf Leben und Recht auf Lebensqualität hat jedes menschliche Leben, auch wenn es beim Leistungsthrill von heute nicht mehr mit kann.

Ich verstehe nicht, warum sich manche behinderte Menschen und deren Angehörige so vehement gegen Sterbehilfe aussprechen. Jeder soll doch machen können, was er will. Niemand soll zur Sterbehilfe gezwungen werden.

Falls auch in Österreich der aktiven Sterbehilfe legalem Raum gegeben wird, ist der Grat zwischen den wenigen Fällen, die vielleicht nachvollziehbar sind, und dem Missbrauch und Auswüchsen, die sie annehmen kann, sehr sehr schmal. Und angesichts der internationalen, gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Dauerspannungen ist es sehr wahrscheinlich, dass es bei der Legalisierung von aktiver Sterbehilfe zu Entwicklungen kommt, die menschenverachtend und dann schwer zu stoppen sind. Das ist auch für Belgien (Sterbe“hilfe“ ohne Altersbegrenzung) anzumerken: Für die wenigen Ausnahmefälle hätte es nicht ein eigenes Gesetz gebraucht.

Ich will einfach nicht mit Leiden, Tod konfrontiert werden.

Krankheit, Behinderung und Alter muss nicht per se mit (unerträglichem) „Leiden“ verbunden sein. Viele Menschen haben sich z.B. mit ihrem Schicksal arrangiert und können trotzdem noch wertvolle Zeit verbringen und das Leben etwas genießen. Und letztendlich bleibt uns nichts anderes übrig, sich irgendwann einmal mit diesen Lebensfragen auseinanderzusetzen. Das war schon in der Steinzeit so und das wird auch trotz Fortschritt in der Zukunft so sein. Der Tod gehört zum Leben. Leider richten wir uns nach den Maßstäben der Wirtschaft (Leistungsfähigkeit, Lebenstüchtigkeit), der Werbung (Besitz, Konsumgüter) und den sonstigen Vorgaben (wohlhabend, schön, gutaussehend, makellos, fit und gesund). Ein inklusives Leben von allen Bevölkerungsgruppen von Anfang an und ein im Kindergarten beginnender Ethikunterricht könnten vielleicht helfen, unseren furchtbesetzten Umgang mit Sterben und Tod zu verändern.

Behinderte Menschen, die gegen Sterbehilfe sind, fühlen sich ja immer persönlich angegriffen. Mit denen kann man nicht diskutieren.

Das Thema ist – wie gesagt – stark von Emotionen besetzt. Und jeder Mensch hat hier Emotionen, egal ob er behindert oder krank ist, oder ob er die Oma beim Sterben begleitet oder einfach „nur“ Angst vor dem Thema hat, weil er noch mit niemand darüber reden konnte. Jeder ist irgendwie persönlich betroffen. Und behinderte Menschen sind hier aufgrund unserer unrühmlichen Vergangenheit (Euthanasie-Verbrechen in der NS-Zeit) und aufgrund der Tatsache, dass sie im Alltag fast immer mit Diskriminierung und Ablehnung konfrontiert werden, sehr verletzlich bzw. sensibilisiert. Eine Auseinandersetzung mit ihnen und eine Diskussion ist unabdingbar für eine sinnvolle Bewältigung des Themas Sterbe“hilfe“.

Alten und behinderten Menschen gehe ich lieber aus dem Weg. Ich hatte auch nie etwas mit ihnen zu tun. Ich weiß gar nicht, wie ich mit ihnen umgehen soll.

In einer Gesellschaft ist es sehr wichtig, dass alle Altersstufen und alle Bevölkerungsgruppen gut gemeinsam leben können. Die jungen Menschen haben neue Ideen, mehr Kräfte, Begeisterungsfähigkeit. Alte Menschen sind sehr wichtig, weil sie z.B. auf jahrzehntelange Erfahrungen zurückblicken können. Diese Bevölkerungsgruppen ergänzen sich und nur so kann Gesellschaft funktionieren und menschlich bleiben. Behinderte Menschen sind Menschen wie Du und Ich. Fürchten sich genauso vorm Zahnarzt und besuchen gerne Lokale mit ihren Freunden. Behinderten Menschen wurde – eben aufgrund unserer NS-Vergangenheit und darüber hinaus – ein inklusives chancengleiches Leben jahrzehntelang verwehrt. Höchste Zeit, Inklusion rasch und vollständig umzusetzen. Wenn behinderte Kinder in den Regelkindergarten und in die Regelschule gehen können, von uns nicht mehr be – hindert werden, und in der weiteren Ausbildung, in der Arbeitswelt, auf dem Wohnungsmarkt usw. chancengleich leben können, dann wird der Umgang mit ihnen auch selbstverständlich werden. Und das ist gut so. Auch Kindern kann der Kontakt zu kranken Verwandten zugemutet werden, er ist sogar für die Entwicklung des Kindes unbedingt notwendig bzw. sehr von Vorteil. Sowohl das Kind als auch z.B. die alte, kranke Oma im Rollstuhl profitieren von einer gemeinsam verbrachten Zeit.

 

25. Februar 2014

Motivation für diese private Homepage gegen Sterbe”hilfe” und FÜR das Leben:

Der gesellschafts(politische) Druck wird, was die Ausweitung und die Legalisierung der sog. “Sterbe”hilfe betrifft, in vielen europäischen Ländern in den letzten Jahren immer stärker. Und erreichte im Februar 2014 in Belgien einen traurigen Höhepunkt, wo sich das Parlament für die Ausweitung der “Sterbe”hilfe auf schwerstkranke Kinder und Jugendliche ohne Altersbeschränkung aussprach.

Die Medien in Österreich und Deutschland greifen das Thema immer wieder auf. Reißerische Schlagzeilen und Diskussionen mit Sterbe”hilfe”befürwortern zeigen eindeutig in eine Richtung. Die Diskussion hat auch die Politik erreicht, mit ungewissem Ausgang.

Es geht bei der Auseinandersetzung mit dem Thema Sterbe”hilfe” um viel mehr, als das bloße “Selbstbestimmungsrecht auf den eigenen Tod.” Es geht zum einen um Emotionen. Niemanden lässt das Thema kalt. Schwere Krankheit, Behinderung und Alter: das kennen die meisten von uns. Das haben wir bei uns nahestehenden Menschen im Verwandten- oder Freundeskreis miterlebt. Einige von uns sind vielleicht selbst chronisch krank und haben das Bild von Pflegebedürftigkeit und Abhängigkeit unmittelbar vor Augen. Und fast alle von uns haben ganz einfach Ängste vor einer ungewissen Zukunft. Werde ich auch einmal schwer, ja unheilbar krank, auf Hilfe angewiesen sein und schwer “leiden”?

Und es geht bei dem Thema ganz stark um Werte, ethische Überlegungen und Lebensfragen. Damit müssen wir als Individuen und als Gesellschaft einen Umgang finden. Ein verpflichtender Ethikunterricht für alle Schüler_innen sollte m.E. fix im Lehrplan verankert werden.

Diese Homepage will bewusst keine neue Plattform eröffnen, wo Meinungen aneinander prallen und verharren. Diese Homepage richtet sich in erster Linie an Sterbe”hilfe”-GEGNER. Ich möchte im Rahmen meiner Möglichkeiten Argumentationshilfe FÜR das Leben geben, wichtige Informationen teilen und mich mit anderen Sterbe”hilfe”-GEGNERn vernetzen.

Und auf dieser Homepage soll es nicht nur um das Sterben und den Tod gehen, sondern auch um das Leben. Leben trotz schwerer Krankheit und Behinderung. Es sollen Alternativen zur Sterbe”hilfe” aufgezeigt werden, z.B. Palliativmedizin, Hospiz-Wesen und mehr. Ich freue mich auf Kontaktaufnahme, Tipps, neue Informationen, die ich dann gerne auf meiner Homepage veröffentliche.

Also: email

Und diese Homepage möchte auch immer wieder in Erinnerung rufen, was eine menschenverachtende Ideologie anrichten kann. Dieses Erbe wird uns – ob wir es wollen oder nicht – immer begleiten.

Diese private, unabhängige Homepage hat KEINEN parteipolitischen Hintergrund. Auch steht sie in keinem Naheverhältnis zu einer bestimmten Religion, Religionsgemeinschaft oder Kirche. Wenngleich aber auch anzumerken ist, dass jeder Mensch zumindest einen weltanschaulichen Hintergrund hat, wie immer der auch entstanden ist oder was immer er auch im Moment beinhaltet. Geistig beheimatet sehe ich mich vor allem in der “Selbstbestimmtlebenbewegung behinderter Menschen” und ich trete für das bedingungslose Lebensrecht, eine volle Inklusion und gleichberechtigte barrierefreie Teilhabe von behinderten und/oder kranken Menschen in unserer Gesellschaft ein.